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Brotbacken: Was tun, wenn der Ofen streikt?

Das kann uns allen mal passieren: Der Brotteig ist quasi fertig, der Ofen soll geheizt werden und dann: tut sich gar nix. Der Ofen streikt und hat den Dienst quittiert. Was tun nun mit dem Brotteig? Hier zeige ich dir ein paar Möglichkeiten.

Teig über Nacht kalt reifen lassen und dem Ofen Zeit geben

Als allererstes solltest du deinen eigentlich fertig gegärten Teig in den Kühlschrank stellen (am besten eingepackt in einen großen Gefrierbeutel). Das sorgt dafür, dass er abkühlt und langsam weiterreift. Der gleiche Effekt wird bei der Übernachtgare angewandt. Die weitere Gärung wird durch die geringen Temperaturen verlangsamt. Das gibt dir mindestens einige Stunden Luft, um alternative Maßnahmen zu ergreifen. Oder aber darauf zu hoffen, dass dein Ofen einfach nur vorübergehend Probleme macht.

Teig im Gärkorb in einem Gefrierbeutel mit Luft: So reift der Teig langsam in der kalten Umgebung im Kühlschrank.

Übrigens hilft dir das auch dann weiter, wenn mal plötzlich der Strom ausfallen sollte. Der Kühlschrank ist dann noch lange kalt und der Teig kann gerettet werden. Im Winter kannst du den Teig auch auf den Balkon stellen, wenn die Temperaturen passen.

Ofen wieder flott bekommen

Als nächstes solltest du dich darum kümmern, den Backofen wieder flott zu bekommen. Sofern alle Sicherungen noch drin sind, dürfte es am Gerät liegen. Versuche also, möglichst rasch einen Handwerkertermin zu bekommen. Dabei geht es zunächst nur darum, den Fehler zu diagnostizieren. Ein eventuell nötiges Ersatzteil kannst du mit den Daten deines Geräts selbst beschaffen – das kann mitunter deutlich günstiger sein, als wenn der Profi das Teil über seine Kanäle besorgt.

Wenn auf diese Weise dein Backofenproblem auf den Schienen des Lösungswegs steht, kannst du dich wieder deinem Brot widmen. Dafür hast du jetzt mitunter eine ziemliche Qual der Wahl, auch wenn dein Ofen dabei leider vorübergehend keine Rolle spielt.

Friere den Teig ein

Du möchtest warten, bis dein Ofen wieder läuft? Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als den Teig so lange zu lagern, bis dein Ofen wieder repariert ist. Eine Möglichkeit ist ihn einzufrieren. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass er nach dem Auftauen zu einem Brot wird, das hundertprozentig wie gewohnt gelingt. Insbesondere kann der Teig klebrig oder matschig werden. Das Einfrieren ist für die Mikroorganismen nicht unbedingt schonend und wenn es überhaupt funktionieren soll, dann nur, wenn der Teig nur sehr kurz eingefroren wurde und wenn er schon sehr weit gereift gewesen ist. 

Was du definitiv brauchst, ist eine luftdichte Verpackung, aus der du möglichst viel Luft entfernen kannst.

  • Die beste Methode wäre ein Vakuumiergerät mit entsprechend großen Beuteln. Achte darauf, den Teig mit den Händen so zu formen, dass sich keine Lufttaschen bilden.
  • Ist kein Vakuumierer zur Hand, benötigst du zu Zip-Beutel und einen Trinkhalm. Stecke den Teig in den Beutel und verschließe ihn bis auf eine kleine Öffnung für den Trinkhalm. Sauge darüber nun möglichst viel Luft aus der Tüte, während du mit einer Hand den Verschluss gegen das Röhrchen drückst. Anschließend musst du gleichzeitig den Verschluss zudrücken und den Trinkhalm mit den Zähnen herausziehen. Nur so bekommst du den Beutel dicht, ohne dass wieder Luft hineinströmt.

Bei allen anderen Behältern und Methoden wird der Teig wahrscheinlich trockener werden, weil sich darin ein so großes Luftvolumen befindet.

Mach Pfannenbrot

Der Ofen streikt, aber die Herdplatten funktionieren? Falls du jetzt noch eine ordentlich große Pfanne besitzt, steht einem raschen Erfolg nichts im Weg. Das Stichwort heißt Pfannenbrot.

Für die generelle Vorgehensweise kannst du dich beispielsweise am Rezept für Naan-Brot orientieren. Wenn dein Teig schon fertig ist, kannst du folgendermaßen vorgehen:

  • Steche dir vom fertigen Teig ein paar Teiglinge ab.
  • Rolle diese Teiglinge auf zirka 0,5 cm aus.
  • Erhitze die Pfanne auf mittlere Temperatur und gib Öl hinzu.
  • Achte auf vollflächigen Kontakt mit dem Pfannenboden.
  • Backe so lange, bis die Teigling-Oberseite Blasen schlägt. Dreh die Teiglinge dann um und backe weiter, bis sie goldbraun sind.

Besitzt du einen richtig großen Topf mit Deckel? Dann kannst du dir daraus alternativ einen „Schmortopf-Backofen“ machen, in dem sich ein dickeres Brot herstellen lässt als in der Pfanne.

Besuche Freunde und Nachbarn

Kaum ein Haushalt besitzt keinen Backofen. Wenn deiner nicht will, dürftest du daher gute Chancen haben, indem du einfach das Handy zückst und jemanden anrufst, der dich seinen Ofen benutzen lassen würde.

Bedenke jedoch, dass sich jeder Backofen ein wenig anders verhält. Ebenso solltest du den Teig auf dem Weg dorthin möglichst kühl halten, damit er nicht noch weiter treibt. Bedenke das insbesondere, wenn du einen längeren Weg zu absolvieren hast.

Tipp: Falls du keine Kühlbox zur Hand hast, kannst du dir anders helfen. Umwickle die Schüssel mit dem Teig mit mehreren sauberen Hand- oder Badtüchern. Stelle Sie dann in einen großen Topf, Bräter, eine Plastikschüssel oder notfalls einen Versandkarton. Fülle den Zwischenraum mit Kühlakkus, Kühlkompressen oder Eiswürfeln in wasserdichten Beuteln auf.

Und: vergiss nicht deinen Brotbacktopf oder Pizzastein, wenn du dann bei Freunden, Verwandten oder Nachbarn backen willst. Auch hier muss der Ofen aufgeheizt werden. Und sei nett und gib was vom fertigen Brot ab. 🙂

Nutze andere backfähige Küchengeräte

Heutzutage ist der Backofen beileibe nicht das einzige Haushaltsgerät, in dem man rundherum Hitze erzeugen kann. Vielleicht findet sich daher ja auch bei dir einer der folgenden Helfer, um deinen Teig weiterzuverarbeiten:

  • Mikrowelle mit Grill- oder Backfunktion
  • Thermomix oder ähnliche Küchenmaschine mit Kochfunktion
  • Brotbackautomat
  • Heißluftfritteuse (da es sich dabei prinzipiell nur um einen kompakten Umluftbackofen handelt, kannst du darin problemlos Brot backen)
  • Slowcooker bzw. Crockpot. Trotz niedriger Temperaturen ebenfalls ein brauchbarer Brotbackofen.
  • Raclette-Grill. Seine komfortabel große Bratplatte ist perfekt geeignet, um darauf ein großes Fladenbrot auszubacken.

Falls du unerschrocken bist und frisches Fett bzw. Öl besitzt, könntest du dich sogar an amerikanischem Frybread versuchen. Es wird in der herkömmlichen Fritteuse gebacken, ähnlich wie Berliner. Aufgrund seines „fluffigen“ Gefühls auf der Zunge ist es in den USA absolut legendär.

Brot backen auf dem Grill

Du besitzt einen Grill, egal ob mit Gas oder Kohle – und hast genügend Brennmaterial? In dem Fall kannst du dich getrost mit deinem Brotteig ins Freie begeben. Tatsächlich musst du dich sogar für eine Variante entscheiden. Denn Grillbrot ist eine überraschend vielfältige Köstlichkeit:

  1. Brot aus dem Dutch Oven. Der große gusseiserne Topf mit Deckel verhält sich ganz ähnlich wie ein Backofen mit Ober- und Unterhitze. Das ermöglicht sehr viele Brotvarianten – und große Laibe.
  2. Brot aus einem anderen Bräter oder einer Backform. In dem Fall funktioniert es vergleichbar mit dem Pfannenbrot.
  3. Brot via indirekter Hitze. Das kannst du nur auf einem Grill mit Deckel backen. Indem der Teig auf dem Rost, aber nicht direkt über der Flamme liegt, wird er wie in einem Umluftbackofen ausgebacken.
  4. Brot direkt vom Rost. Aufgrund der großen Hitze sind zwar hier nur sehr dünne Fladen möglich, aber es funktioniert, wenn du oft genug wendest.

Nicht zuletzt bleibt dir die Möglichkeit, ein paar Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Dazu benötigst du einige sauber entrindete Äste von ungiftigen Gartensträuchern (Haselnuss ist perfekt). Deinen Teig zerteilst du in mehrere dünne Würste. Davon wickelst du je eine um einen Ast herum. Jetzt den Grill (oder notfalls eine Feuerschale) ordentlich schüren und innerhalb weniger Minuten darfst du dich über Stockbrot freuen.

Wenn du es ganz archaisch willst und ebenfalls eine Feuerschale zur Hand hast, dann bliebe dir zudem noch eine finale Option – sie dauert allerdings ziemlich lange. Nachdem du durch Verbrennen von Kohle oder Brennholz eine ordentliche Menge Glut erzeugt hast, formst du aus dem Teig kompakte Laibe (als wolltest du Brötchen machen) und wickelst diese in Alufolie ein. Anschließend werden sie in der Glut vergraben. Die Backzeit selbst benötigt nur wenige Minuten. Allerdings ist das keine exakte Wissenschaft, sei daher auf schwarze Krusten und noch nicht durchgegarte Brotkerne gefasst, bis du den Dreh raushast.

Fazit

Sein Brot nicht wie gewohnt backen zu können, weil der Backofen nicht mehr will, ist immer ärgerlich. Allerdings ist es definitiv kein Grund, nun zornig die nächste Backfiliale anzusteuern und dort gutes Geld für zweifelhaftes Industriebrot auszugeben. Sogar dann, wenn dein Teig bereits backfertig in der Schüssel wartet, hast du jede Menge Optionen, um daraus ein überaus leckeres Brot zu backen.

Wenn du es ganz positiv betrachten möchtest, könntest du die Situation sogar als idealen Anlass sehen, weil sie dich dazu zwingt, ausgetretene Backpfade zu verlassen – und vielleicht eine überaus köstliche Neuentdeckung zu machen.

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Bild von René Dasbeck

Über mich

Mein Name ist René und eigentlich würde ich mich niemals selbst als Bäcker bezeichnen. Aber für meine Familie bin ich „der Bäcker“. Und weil mir das Backen von Brot unendlich Freude bereitet, versuche ich hier für mich und andere eine Sammlung an Brotback-Wissen und vielen Rezepten zu schaffen. Viel Spaß damit!

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