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Rezept für echtes Vollkornbrot mit hellem Mehl

Das dekonstruierte Vollkornbrot

Vollkornbrot mal dekonstruiert: Statt einfach Vollkornmehl zu nehmen, setze ich dieses Brot Stück für Stück aus den einzelnen Bestandteilen des Weizenkorns zusammen, Mehlkörper, Kleie und Keimling. Das Ergebnis ist ein Brot, das alle Vorteile von Vollkorn hat, aber lockerer und luftiger wird, mit richtig schön nussigem Aroma.

Schwierigkeit: Fortgeschrittene Direkt zum Rezept

WIESO? Das wird sich vielleicht der eine oder die andere fragen, wenn es um das Konzept dieses Brots geht. Wieso sollte man nicht einfach Vollkornmehl verwenden, wenn man ein Vollkornbrot backen möchte. Und natürlich kann man das tun und genau so mache ich auch in den allermeisten Fällen. Aber ich fand die Idee interessant mal ein Vollkornbrot zu backen, mit den getrennten Bestandteilen des Korns und dann die Unterschiede zu erleben. Und dieses Brot ist so ganz anders als ein übliches Vollkornbrot. Nicht zwangsweise besser, aber anders.

Warum das Ganze und was bringt es dem Brot?

Bei normalem Vollkornmehl ist alles miteinander vermahlen. Das ist natürlich praktisch, aber Kleie und Keimling "stören" dabei das Glutengerüst, weil sie das Wasser aufsaugen und die Glutenstränge unterbrechen. Wenn du die Bestandteile dagegen separat einarbeitest, sieht das anders aus:

  • Kleie und Keimling landen bei mir im Brühstück, wo sie in Ruhe quellen können. Zusammen mit Rübensirup entstehen andere Aromen, als würdest du die Bestandteile einfach so verkneten. Die Randteile werden aufgeweicht vor dem Verkneten, die Teigkonsistenz im Hauptteig ändert sich dadurch.
  • Der Mehlkörper (also das 550er Auszugsmehl) entwickelt zuerst ein stabiles Glutengerüst, ohne dass die Kleie dazwischenfunkt.
  • Geschmacklich wird das Brot richtig schön nussig und voll, aber ohne die etwas herben Noten, die man manchmal von Vollkorn kennt.
  • Am Ende bekommst du also ein Brot mit allen Vorteilen von Vollkorn, ballaststoffreich, nährstoffdicht und aromatisch, nur mit einer luftigeren Krume und feinerem Biss (ähnlich wie bei einem hellen Brot).

Während im Handel ja oft helle Brote im Look als Vollkornbrote daherkommen, ist das hier tatsächlich ein Vollkornbrot, das eher wie ein helles Brot erscheint. Genau das Gegenteil und die faire Variante ohne falsche Versprechen.

Wie viel Kleie und Keimling stecken eigentlich im Weizenkorn?

Ein Weizenkorn besteht nicht nur aus dem weißen Mehlkörper, sondern auch aus Schale und Keimling. Im Schnitt sind das etwa 82–85 % Mehlkörper, 12–15 % Kleie und 2–3 % Keimling. Rechnet man das auf ein Rezept hoch, kann man ziemlich genau bestimmen, wie viel Kleie und Keimling man braucht, um ein Vollkornmehl nachzubauen, nur eben in Einzelteilen. Ich habe das hier ungefähr berechnet, weil man es nie 100% genau sagen kann, wie hoch der jeweilige Anteil pro Korn ist (jede Kornsorte, jedes Korn selbst, sind individuell verschieden).

Hier sind über 90% Wasseranteil im Brot, kann das sein?

Ja, das stimmt. Allein im Brühstück wird deutlich mehr als die doppelte Menge an Wasser auf die Keime und Kleie eingebracht. Das Wasser wird hier sehr stark absorbiert. So kommen am Ende 590g Wasser auf 650g Mehl/Keime/Kleie.

Mein Zeitplan für dieses Rezept

(ggfs. musst du am Vortag deinen Sauerteig 1 bis 2x füttern, damit das Anstellgut für das Rezept fit ist; Ansonsten "Schisserhefe" verwenden, siehe unten.)

Vortag

11:00 Uhr Sauerteig angesetzt
11:05 Uhr Brühstück angesetzt
14:15 bis 14:30 Uhr Hauptteig angesetzt
15:00 Uhr Teig gedehnt und gefaltet
15:30 Uhr Teig gedehnt und gefaltet
16:00 Uhr Teig sanft gedehnt und gefaltet
16:30 Uhr Teig sanft gedehnt und gefaltet
19:00 Uhr Teig vorgeformt (preshaping)
19:15 Uhr Teig final geformt und in Gärkorb gelegt
19:20 Uhr Teig in Gefrierbeutel in Kühlschrank gestellt

Backtag

12:15 Uhr Ofen eingeschaltet
13:00 bis 13:55 Uhr gebacken

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Rezept

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Ergebnis

ca. 1180g Brot

Zubereitungszeit

🕒

Region

Deutschland

Frischehaltung

Hält 2 bis 3 Tage frisch

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Zutaten

  • 30g Anstellgut Sauerteig
  • 550g Weizenmehl Typ 550
  • 15g Weizenkeime
  • 85g Weizenkleie
  • 15g Rübensirup
  • 590g Wasser
  • 14g Salz
  • 20g Bassinage / Reservewasser
  • (ggfs. 0.5g frische Hefe, wenn du keinen fitten Sauerteig haben solltest)

Hinweis, damit der Teig nicht zu weich wird: Es macht Sinn die Wassermenge immer etwas vorsichtiger zu dosieren, wenn nicht genau die gleichen Mehle verwendet werden, die ich verwendet habe. Ich versuche schon durch "Reservewasser" einen gewissen Faktor herauszurechnen, dennoch kommt es immer wieder vor, dass mal Teige beim Nachbacken zu weich werden. Lieber zu Beginn nochmal 20g weniger Wasser nehmen und später dann dazugeben. Vor allem dann, wenn man am Anfang der BäckerInnen-Karriere steht. :)

Hinweis zu Knetzeiten: Bitte beachte, dass hier angegebene Knetzeiten bei dir variieren können. Ich gebe hier die Knetdauer mit meiner Knetmaschine an. Mit anderen Maschinen und unterschiedlichen Parametern (Temperaturen, finale Wassermenge, Mehlsorte) können die Knetzeiten abweichen. Bitte achte eher auf Teigkonsistenzen, als auf meine Zeitangaben zur Knetdauer.

Hinweis zum Backen: Solange ich nichts Gegenteiliges angebe, bitte immer Ober- und Unterhitze verwenden!

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Zubereitung

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(Sauerteig fit machen vorher, wenn du keine Schisserhefe einsetzen willst)

Vortag

Sauerteig (bei mir: 11 Uhr)
30g Anstellgut Sauerteig
90g Weizenmehl Typ 550
75g Wasser
Anstellgut in einem hohen Gefäß (z.B. Einmachglas) im Wasser auflösen, Mehl einrühren und abgedeckt und warm gestellt reifen lassen.
Brühstück (bei mir: 11:05 Uhr)
15g Weizenkeime
85g Weizenkleie
15g Rübensirup
265g Wasser
Rübensirup mit heißem Wasser übergießen, einrühren. Dann Keime und Kleie zugeben und einrühren. Das Ganze mit Frischhaltefolie direkt auf dem Brühstück abdecken. Abkühlen lassen im Raum.
Hauptteig (bei mir: 14:15 bis 14:30 Uhr)
Sauerteig
460g Weizenmehl Typ 550 (bei mir Hälfte backstarkes Mehl)
Brühstück (1. Hälfte direkt zugeben, andere Hälfte erst später im Knetprozess)
250g Wasser
14g Salz
20g Bassinage / Reservewasser (Was ist Bassinage?)
(0,5g Schisserhefe, wenn du keinen fitten Sauerteig haben solltest)
  • Sauerteig (und ggfs. die Schisserhefe) dem Wasser zugeben und dort einrühren. Ebenso die erste Hälfte des Brühstücks.
  • Dann das Mehl zugeben und den Teig auf niedriger Stufe kneten, bis er gut abgebunden hat und einigermaßen glatt aussieht. Bei mir hat das ca. 5-6 Minuten gedauert.
  • Dann Salz zugeben und die Maschine etwas hochschalten und für weitere 2-3 Minuten kneten.
  • Danach die andere Hälfte des Brühstücks zugeben und verkneten, bis der Teig wieder gut abgebunden hat.
  • Gegebenenfalls noch etwas Wasser (Bassinage) zum Schluss tröpfchenweise einkneten, wenn der Teig noch nicht geschmeidig und evtl. noch zu fest ist oder Wasser aufnehmen kann ohne zu weich zu werden. Aufhören, bevor Teig zu weich wird. Teig löste sich bei mir einigermaßen vom Kesselrand. Siehe Foto unten.
  • Teig sollte idealerweise die Fensterprobe bestehen. Wenn nicht, ist das nicht schlimm: Dehnen und Falten des Teigs im Anschluss hilft, dass das Teiggerüst hergestellt wird, sollte die Fensterprobe nicht möglich sein. Dadurch wird er dann auch dehnbar und straffer.
  • Wie mein Teig aussah, siehst du unten auf dem Foto.
  • Mein Teig hatte eine Temperatur von 25 Grad.
  • Teig in eine leicht geölte Teigwanne geben.
  • ca. 4,5 Stunden Reife (Stockgare) bei 21-22° Raumtemperatur (je kühler Raum und/oder Temperatur, desto länger reift der Teig. Je wärmer Raum und/oder Temperatur, desto kürzer reift der Teig. Teig muss Luftbläschen aufweisen und wird sich deutlich vergrößern (60 bis 70% sind OK)).
  • Je nach Stärke des Sauerteigs kann der Teig schneller oder langsamer reifen. Je nach Zugabe der „Schisserhefe“ reift der Teig ggfs. schneller. Du musst den Teig also gut beobachten. Er soll nicht instabil und überreif werden. Gut möglich also, dass dein Teig schon früher reif ist.
  • Dabei 2x Dehnen und Falten. Jeweils bei 30 und 60 Minuten. Und noch 2x sanft Dehnen und Falten bei 90 und 120 Minuten. Dieser Schritt ist wichtig, weil der Teig recht weich und dehnbar sein kann.
  • Nach der Stockgare (bei mir um 19:00 Uhr) wird der Teig auf eine unbemehlte Arbeitsfläche gekippt und, mit minimal Mehl auf dem Teig, rund auf Spannung geschoben (preshape).
  • Der Teigling ruht dann ca. 15 Minuten unabgedeckt auf der Arbeitsfläche und entspannt dabei.
  • Dann habe ich den Teig nur mit etwas Mehl darauf, mit Hilfe einer Teigkarte, umgedreht und mit der Hand einmal längs zusammengefaltet. Mit dem Schluss nach oben kommt der Teigling dann in einen gemehlten länglichen Gärkorb.
  • Du kannst dann versuchen, die Teighaut noch etwas auf Spannung zu ziehen (siehe Video). Wenn der Teig noch nicht zu weit ist, reißt er dabei auch kaum.
  • Dann packst du das Gärkörbchen in einen großen Gefrierbeutel (ich: 10L), pustest etwas Luft hinein und verschließt ihn. Siehe Foto unten.
  • So kommt der Gärkorb nun über Nacht bis zum Backen in den 4-5 Grad kalten Kühlschrank für 16-18 Stunden.

Backtag

Am Backtag bis du zeitlich flexibel und kannst morgens oder mittags backen.

  • Ofen einschalten auf 250 Grad.
  • Nach 0:45 bis 1 Stunde Gärkorb aus dem Kühlschrank holen und Teigling auf einen Schieber stürzen (oder Backpapier, je nachdem wie du backen willst).
  • Mit einem Wellenmesser wird ca. 0.5 cm tief eingeschnitten (ich habe mittig längs eingeschnitten).

Mit Schwader und Backstein

  • Teig kommt so in den Ofen auf den Backstein.
  • Schwaden für 10 Minuten bei 250°.
  • Dampf ablassen und herunterschalten auf 200° (wenn dunkler gewünscht Zwischenstufe mit 220 Grad für 10min einplanen; hab ich so gemacht).
  • Backen für weitere ca. 45 Minuten.
  • Abkühlen lassen auf einem Rost.
  • Fertig!

Wenn du lieber im Topf backen willst (wenn du einen hast, in den ein längliches Brot passt)

  • Teig mit dem Backpapier in den Topf heben. Mit einer Silikon Backmatte für Dutch Ovens* (Amazon Partnerlink) hast du es ganz leicht.
  • 30 Minuten bei geschlossenem Deckel bei 250° backen. Dann auf 200° herunterschalten und die letzten 25 Minuten ausbacken.
  • Abkühlen lassen auf einem Rost.
  • Fertig!

Teigling längs 0.5cm tief eingeschnitten

Teig nach dem Formen in den Kühlschrank gestellt

Teig final geformt

Teig preshaping nach der Stockgare

Teig fertig geknetet

Fertig gereifter Sauerteig

Das Brühstück aus Keimling und Kleie

 

Hier siehst du, wie das dekonstruierte Vollkornbrot geformt wurde

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Autor:
René Dasbeck

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Verwendete Brotback-Helferlein

Die folgenden Utensilien habe ich bei diesem Rezept verwendet. Hier findest du alle Utensilien, die ich für's Brot-Backen verwende:

  • Bild für Brotback-Utensilie: Dauerbackfolie
  • Bild für Brotback-Utensilie: Gärkorb
  • Bild für Brotback-Utensilie: Teigkarte
  • Bild für Brotback-Utensilie: Backstein
  • Bild für Brotback-Utensilie: Schwader
  • Bild für Brotback-Utensilie: Teigwanne
  • Bild für Brotback-Utensilie: Küchenwaage
  • Bild für Brotback-Utensilie: Auskühlgitter
  • Bild für Brotback-Utensilie: Mehlstreuer
  • Bild für Brotback-Utensilie: Trennspray
  • Bild für Brotback-Utensilie: Schüsselhauben
  • Bild für Brotback-Utensilie: Brotbeutel
  • Bild für Brotback-Utensilie: Teiglappen
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Artikel zuletzt aktualisiert am 11. September 2025 von
Hier findest du Quellennachweise
* Ich empfehle unter anderem Produkte bei Amazon, die ich selber als Utensilien für das Backen meiner Brote verwende. Wenn du über meine Links etwas kaufst, erhalte ich dort eine kleine Provision. Das unterstützt mich dabei, meinen Brot-Blog weiterführen zu können. Wenn du das nicht möchtest, kannst du die Produkte natürlich auch direkt über Amazon suchen, ohne auf meine Links zu klicken. Oder noch besser: Du kaufst im stationären Handel. Das würde mich genauso freuen. Amazon und das Amazon-Logo sind Warenzeichen von Amazon.com, Inc. oder eines seiner verbundenen Unternehmen.
2 Antworten
  1. Sabine S.

    Wie genial ist das denn bitte?! Bin gerade in Asien unterwegs, aber das wird sofort gebacken wenn ich wieder zu Hause bin. Merci, lieber Alex!

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Bild von René Dasbeck

Über mich

Mein Name ist René und eigentlich würde ich mich niemals selbst als Bäcker bezeichnen. Aber für meine Familie bin ich „der Bäcker“. Und weil mir das Backen von Brot unendlich Freude bereitet, versuche ich hier für mich und andere eine Sammlung an Brotback-Wissen und vielen Rezepten zu schaffen. Viel Spaß damit!

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