Startseite » Schrotiges Weizenvollkornbrot
Lange habe ich mich um dieses Rezept herumgedrückt. Vollkornbrote waren für mich nie das was ich essen wollte. Aus dem Laden kennt man sie oft trocken und langweilig in Kastenform gezwängt. Jetzt hab ich mich überwunden und dieses tolle Vollkornbrot ist dabei herausgekommen. Ich bin begeistert und will künftig mehr davon.
Zu allererst müssen wir mal die Frage klären, ab wie viel Prozent Vollkorn ein Brot eigentlich als Vollkornbrot bezeichnet werden darf? Das sind in Deutschland 90%. D.h. verwendest du 500g Mehl in deinem Brot, müssen 450g davon aus reinem, vollem Korn bestehen. Die anderen 50g kannst du wählen, wie du willst. Ich habe mich für etwas kleberstärkeres Weizenmehl Typ 550 entschieden. Das Ergebnis ist toll, daher fühle ich mich auch bestätigt. Bin aber auch sicher, dass mit 100% Vollkorn das Ergebnis nicht deutlich anders ausgefallen wäre.
Ich habe mit viel Sauerteig gearbeitet. Nicht unbedingt, weil ich ein Vollkornbrot backen wollte, eher weil Sauerteig jedem Brot so viel mehr Geschmack geben kann. Es hebt das Brot auf ein neues Level und lässt es dazu noch länger frisch halten und es wird verträglicher. Wer Probleme mit Weizenbroten hat, der sollte sich überlegen mal Brote zu versuchen, die nur mit Sauerteig getrieben wurden. So wie es bei diesem Rezept hier der Fall ist. Manchmal ist nämlich die Hefe das Problem: Vor allem durch die Hefe verkürzte Reifezeiten, die dafür sorgen, dass unverträgliche Zucker und Alkohole (sogenannte FODMAPS) noch nicht abgebaut wurden. Nach 3-4 Stunden sind diese quasi nicht mehr vorhanden. Aber liest du mal von Rezepten mit Reifezeiten unter dieser Schwelle, dann solltest du hellhörig werden und überlegen Hefe zu reduzieren und so die Reifezeiten zu verlängern.
Jetzt könnte ich dir noch erzählen, wie wichtig Vollkorn für deinen Blutzuckerspiegel, Darm, etc. ist und wie ungesund helle Mehle im Vergleich. Aber das Fass will ich hier nicht aufmachen. Ich glaube wir sind uns einig, dass Vollkorn (insofern man es verträgt, aber das ist noch eine andere Geschichte) gesund ist und wir aber trotzdem gerne helle Brote essen wollen. Lange Rede, kurzer Sinn: Durch viel Sauerteig habe ich mein Vollkornbrot ohne Hefe getrieben. Du wirst hier in der Zukunft sicher noch eine Variante mit 100% Vollkorn und auch eine ohne Sauerteig finden. Dann zwar mit Hefe, aber nur in sehr kleiner Menge und sehr lange gereift. Nicht jeder hat einen Sauerteig daheim und auch die sollten ab und an ein gutes Vollkornbrot selbst backen können.
Wo wir beim eigentlichen Brot wären: Durch die lange Reife erhält das Sauerteigbrot eine angenehme Säure. Da die erste Reifezeit des Sauerteigs warm und kurz geführt wurde, ist der Sauerteig eher mild in den Hauptteig gewandert. Die eigentliche Säure entsteht dann durch die lange kalte Reifezeit, die das Brot hinten raus im Herstellungsprozess bekommen hat. Und die Aromen, die dadurch entstehen, sind einfach toll. Vollkorn, viel Sauerteig und noch mehr Zeit ergeben am Ende meist ein tolles Geschmackserlebnis.
Die Krume ist schön fein elastisch, sehr schmackhaft und auch leicht soft. Obwohl sogar ein Brühstück aus Schrot eingearbeitet wurde. Das kannst du auch durch Vollkornmehl ersetzen, wenn du kein Schrot hast. Die Kruste ist super krachend, das Schrot hilft dabei.
Während der Sauerteig gereift ist, habe ich schon mal eine lange Autolysephase eingebaut für die restlichen Zutaten (außer Salz). Das hilft bei der Verquellung des Mehls und fördert schon früh die Glutenentwicklung. Dadurch verkürzen sich dann spätere Reifezeiten.
Für wen ist dieses Brot also geeignet? Natürlich für alle, die Vollkornbrot lieben & vor allem auch für die, die bisher immer lieber zu hellen Broten gegriffen haben, weil sie dachten Vollkornbrot wäre trocken und langweilig. Das ist es nicht! Ich kanns beweisen... ;-)
Vortag
8:30 Uhr Sauerteig angesetzt
11:00 Uhr Brühstück angesetzt
11:00 Uhr Autolyse angesetzt
13:00 bis 13:15 Uhr Hauptteig geknetet
13:45 Uhr Dehnen und Falten
14:15 Uhr Dehnen und Falten
14:45 Uhr Dehnen und Falten
15:45 Uhr Preshape
16:00 Uhr Wirken und in Gärkorb gelegt
16:15 Uhr ab in den Kühlschrank
Backtag
10:00 Uhr Ofen aufgeheizt
11:00 bis 11:50 Uhr Backen
950g Brot
🕒
Deutschland
Hält lange frisch
Hinweis, damit der Teig nicht zu weich wird: Es macht Sinn die Wassermenge immer etwas vorsichtiger zu dosieren, wenn nicht genau die gleichen Mehle verwendet werden, die ich verwendet habe. Ich versuche schon durch "Reservewasser" einen gewissen Faktor herauszurechnen, dennoch kommt es immer wieder vor, dass mal Teige beim Nachbacken zu weich werden. Lieber zu Beginn nochmal 20g weniger Wasser nehmen und später dann dazugeben. Vor allem dann, wenn man am Anfang der BäckerInnen-Karriere steht. :)
Hinweis zu Knetzeiten: Bitte beachte, dass hier angegebene Knetzeiten bei dir variieren können. Ich gebe hier die Knetdauer mit meiner Knetmaschine an. Mit anderen Maschinen und unterschiedlichen Parametern (Temperaturen, finale Wassermenge, Mehlsorte) können die Knetzeiten abweichen. Bitte achte eher auf Teigkonsistenzen, als auf meine Zeitangaben zur Knetdauer.
Hinweis zum Backen: Solange ich nichts Gegenteiliges angebe, bitte immer Ober- und Unterhitze verwenden!
Sauerteig (bei mir: 8:30 Uhr)
30g ASG
100g Weizenvollkornmehl
100g Wasser
4 Stunden Reife bei 30 Grad
Schrotbrühstück (bei mir: 11:00 Uhr)
100g Weizenschrot
200g heißes Wasser
Vermengen und 2 Stunden abkühlen lassen
Autolyseteig 2 Std (bei mir: 11:00 Uhr)
250g Weizenvollkornmehl
50g Weizenmehl Typ 550
160g Wasser
Gut vermengen und dann 2 Stunden reifen lassen
Hauptteig (bei mir: 13:00 Uhr)
300g Brühstück
200g Sauerteig
450g Autolyseteig
20g Bassinage
13g Salz (später einkneten)
Nun kann der Teig 12 bis 24 Stunden im Kühlschrank reifen. Bei mir waren es ca. 18 Stunden.
Das Brot ist super aufgegangen, das eingeschnittene Kreuz gut zur Kruste aufgerissen
Im Topf gebacken
Die Krume ist schön saftig und soft elastisch
Teig direkt nach dem Einschneiden. Das geht gut, wenn der Teig direkt aus dem Kühlschrank kommt.
Teig im Gärkorb nach der kalten Gare
So sah mein Teig nach dem Preshape aus
Und so wie bei diesem anderen Teig zu sehen, habe ich das Preshaping gemacht. Dabei wird der Teig auf Spannung zu einer Kugel geschoben.
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Die folgenden Utensilien habe ich bei diesem Rezept verwendet. Hier findest du alle Utensilien, die ich für's Brot-Backen verwende:
Mein Name ist René und eigentlich würde ich mich niemals selbst als Bäcker bezeichnen. Aber für meine Familie bin ich „der Bäcker“. Und weil mir das Backen von Brot unendlich Freude bereitet, versuche ich hier für mich und andere eine Sammlung an Brotback-Wissen und vielen Rezepten zu schaffen. Viel Spaß damit!
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Guten Abend Rene,
Kann man hier der Anstellgut von Roggensauer verwenden bitte?
Oder empfehlen Sie das in diesem Rezept nicht?
danke
Roggensauer Anstellgut ist recht variationsfähig. Sollte klappen.
Eine Frage, gibt es hierzu auch Backkurse?
Leider nein. Tut mir leid.
Hallo,
nachdem Deine letzten Brot Rezepte schon herausragend waren, wollte ich mal schauen ob Du auch was mit Schrot hast. Da es wie Du ja weist Weizen Schrot in fein, mittel und grob gibt, wollte ich mal höflich fragen, welches Schrot hier verwendet wird.
Gruß
Guido
Hi Guido, das ist relativ egal. Durch das Brühstück quillt das sehr gut auf, egal wie grob.
Hallo René,
mal wieder ein tolles Rezept von Dir, muss ich unbedingt ausprobieren! Eine Frage habe ich dazu: ich habe kein Weizenschrot da, hätte allerdings noch Roggenschrot. Kann ich das für das Brühstück auch nehmen oder lieber Weizenvollkornmehl?
LG, Heike
Hallo Heike, danke dir für das Lob! Ich würde hier eher auf Weizenvollkorn gehen, damit die Mehlsorten-Anteile gleich bleiben.
Prima, danke für deine schnelle Rückmeldung. Heute musste erst mal das Pane di Segale Manitoba “dran glauben“ – wahnsinnig gut, wir sind begeistert! Nächste Woche gibt es dann das Vollkornbrot :o)
Freut mich sehr, wenn dir das Brot schmeckt und das Rezept gelingt. 🙂